Kieler Woche: Erst Abitur-Prüfung, dann Segeln – die goldenen Ziele der silbernen Sach-Brüder (2024)

Themen in diesem Artikel

  • Erfahrung sammeln in der Silberflotte
  • Goldene Träume und Profiziele
  • Wertvolles Brüder-Band im olympischen Skiff

Aller Anfang ist schwer. Das müssen bei der 130. Kieler Woche auch die Top-Talente Anton und Johann Sach erleben. 2021 noch stürmisch gefeierte Kieler-Woche-Sieger im Jugend-Skiff 29er, sind die Brüder inzwischen ins olympische Skiff 49er umgestiegen. Seit einem Trainingscamp über Silvester in Portugal segeln die jungen Sachs in der Klasse, in der Erik Heil und Thomas Plößel 2016 in Rio und 2021 in Enoshima zwei olympische Bronzemedaillen gewannen. Das Fernziel seiner Crew bringt Johann Sach auf den Punkt: “Wir wollen zu den Olympischen Spielen und Gold gewinnen. Am liebsten nicht nur einmal.”

Wir mussten die Abiturprüfung ein bisschen verschieben” (Johann Sach)

Davor stand für Johann Sach am Dienstagmorgen der Kieler Woche die mündliche Abiturprüfung mit den Themen Außenwirtschaft und Umweltpolitik in Eutin, bevor der Segler eilig wieder ins Olympiazentrum Kiel-Schilksee sauste, um dort mit seinem jüngeren Bruder und Steuermann die 49er-Regatta der Kieler Woche fortzusetzen. “Wir mussten die Abiturprüfung ein bisschen verschieben”, weist Johann Sach lächelnd auf das freundliche Entgegenkommen der Schule und die segelsportlichen Prioritäten in seinem Team hin, “wir haben es so hingekriegt, dass es beim Segeln kein Versäumnis gibt.”

Erfahrung sammeln in der Silberflotte

In ihrem ersten 49er-Jahr haben die ehrgeizigen Sachs bei dieser 130. Kieler Woche die Qualifikation für die Goldflotte der besten 23 Senioren-Crews noch knapp verpasst, lagen nach drei Tagen in der Spitzengruppe der Silberflotte. Anton Sach war stark erkältet in die Kieler Woche gestartet, die am kräftezehrenden ersten Tag mit drei Wettfahrten begonnen hatte. “Wir sind hier etwas unter unseren Erwartungen geblieben. Wir dachten, wir können vielleicht mehr reißen, sind aber leider nur im Silberfleet gelandet. Aber wir werden alles geben, um das möglichst noch zu gewinnen. Für uns ist es wichtig, möglichst viel Erfahrung zu sammeln, was wir dann hoffentlich bei der Junioren-WM in drei Wochen ausspielen können”, sagt Johann Sach.

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Aufhalten wird der kleine Silberflotten-Dämpfer die jungen Schleswig-Holsteiner im Heimatrevier auf dem Weg nach oben nicht. Sie sind bereits Mitglieder im Nachwuchskader NK 2 und wollen sich im Juli bei der 49er-Junioren-WM in Spanien für den NK 1 qualifizieren. Als Vorbilder nennen beide Brüder die neuseeländischen 49er-Olympiasieger, America’s-Cup-Gewinner und -Verteidiger Peter Burling und Blair Tuke, die am vergangenen Wochenende auch die SailGP-Regatta vor New York gewannen. Was die Kiwis können, was die Sachs auch gern beherrschen würden? Johann Sach sagt: “Die können sich auf jedes Boot setzen und schnellstmöglich jeden Gegner schlagen. Das ist das Ziel: sich schnellstmöglich an alles anpassen zu können.”

Peter Burling und Blair Tuke sind große Vorbilder” (Anton Sach)

Anton Sach stimmt ein und sagt: “Peter Burling und Blair Tuke sind große Vorbilder. Aber auch Erik Heil und Thomas Plößel, weil sie es so weit gebracht haben.” Der in Strande lebende Erik Heil und sein Vorschoter Thomas Plößel haben nicht nur bei zwei aufeinanderfolgenden Spielen mit zweimal Bronze mehr als eine olympische Medaille gewonnen. Erik Heil ist auch Steuermann des neuen Germany SailGP Teams. Der Rennstall gehört dem viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und Unternehmer Thomas Riedel. Mit dem Team weht erstmals die deutsche Flagge bei dieser führenden internationalen Profiserie auf F50-Rennkatamaranen.

Goldene Träume und Profiziele

Neben olympischem Gold haben die Sachs weitere Träume, wie Johann Sach erzählt: “Es wäre ein Riesentraum, es auch mit Deutschland irgendwann im Bereich America’s Cup oder SailGP nach oben zu schaffen. Es ist noch ein langer Weg bis dahin. Aber ich glaube: Möglich ist es.” Die beiden geerdeten Brüder wissen, dass sie beim Aufstieg weiter hart arbeiten und geduldig sein müssen. “Es braucht Zeit, aber irgendwann kommt der Umschalter”, ahnt Johann Sach. Die jungen Sach-Dynamos bringen als Familien-Crew beste Voraussetzungen mit in den Leistungssport.

Wir haben unsere Opti-Karriere einfach gehalten, hatten dabei immer viel Spaß” (Johann Sach)

Die Brüder sind in ihren Kinder- und Jugendjahren trotz der Erfolge von Vater und Onkel Christian und Helge Sach ohne jeden Leistungsdruck großgeworden. “Wir sind in unserer Kindheit im Verhältnis zu anderen Kindern und Jugendlichen weniger gesegelt. Bei uns war es der Wassersport insgesamt, der eine schöne Umgebung gebildet hat, in der wir immer Spaß hatten. Dazu gehörten auch Windsurfen und vieles mehr …”, sagt Johann Sach. So fuhren sie beispielsweise nicht durch ganz Europa zu Opti-Regatten, blieben meist lieber in der heimischen Umgebung. “Wir haben unsere Opti-Karriere einfach gehalten, hatten dabei immer viel Spaß”, sagt Johann Sach rückblickend auf eine glückliche Kindheit. Sach-Geschichten waren oft auch Lach-Geschichten.

Großgeworden sind sie in Zarnekau, einem Ortsteil der Gemeinde Süsel im schleswig-holsteinischen Kreis Ostholstein. “Wir haben seit Antons Geburt immer alles zusammen gemacht. Ein gutes Verständnis untereinander ist gerade im Skiff unglaublich hilfreich. Wir wissen genau, wie der andere tickt”, erklärt Johann Sach das starke Band zwischen den Brüdern, das ihnen gerade im viel Balance und Koordination erfordernden 49er zugute kommt. Als sie vor vier Jahren in das Jugend-Skiff 29er umstiegen, merkten die Brüder schnell, dass sie mehr wollen. Der Kieler-Woche-Sieg 2021 regte diesen sportlichen Appetit maximal an. Da kosteten sie nicht nur vom süßen Sieggefühl, sondern auch von der ansteckenden Begeisterung des Publiku*ms, das den Erfolg ausgiebig feierte.

Wertvolles Brüder-Band im olympischen Skiff

Ihre gegenseitgen Stärken kennen die Brüder ganz genau. Steuermann Anton Sach sagt über seinen hochgewachsenen Bruder: “Johann hat ein unglaublich gutes Verständnis für Wind. Er kann das Boot extrem schnell einstellen, weiß, wie man ein Boot schnell macht.” Der große Bruder verneigt sich vor dem kleinen Bruder: “Anton hat ein so gutes Gefühl beim Steuern. Ich bin auch mit anderen Steuerleuten gesegelt, aber keiner konnte es ansatzweise so gut wie Anton. Er trifft oft die richtigen Entscheidungen durch sein gutes Gefühl für Wind und Welle.”

Dem jungen aufstrebenden Duo ist bewusst, dass die Olympischen Spiele 2028 für sie recht früh kommen. Sie wollen aber ihre Chance suchen. Johann Sach weiß: “Das internationale Niveau im 49er ist unglaublich hoch.” Weshalb die Brüder ihr erstes Jahr im 49er nach dem Abitur von Johann und dem Schulwechsel von Anton auch als “Orientierungszeit” und Optimierungsphase sehen. Eines sei klar, sagt Johann Sach: “Wir wollen maximal viel segeln.”

Bei ihrem Antritt im attraktiven olympischen Skiff erhalten die sympathischen norddeutschen Leistungssportler viel Unterstützung, beispielsweise vom Segler-Verband Schleswig-Holstein und Trainer Thomas Rein, der auch Erik Heil und Thomas Plößel auf dem Weg zu ihrer ersten Bronzemedaille in Rio de Janeiro begleitet hatte. Heimatverein der jungen Aufsteiger im Nachwuchskader des German Sailing Teams ist der Lübecker Yacht-Club.

Unser Vater ist nicht nur als Segler ein Vorbild” (Johann Sach)

Dass sich Anton und Johann Sach bewusst hohe Ziele stecken und die auch klar aussprechen, spricht für ihre Zielstrebigkeit. Die haben sie sich gern bei Vater Christian Sach abgeschaut, wie Johann verrät: “Unser Vater ist nicht nur als Segler ein Vorbild. Seine Zielstrebigkeit und seine Art, Probleme zu lösen, sind vorbildlich. Wenn man so durchs Leben gehen kann …”

Rückblick auf die Kieler Woche 2023 –da segelten die Sach-Brüder noch im 29er:

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